China bis jetzt, oder: wie ich einmal zwei Jobs verlor*

Für’s Erste haben wir China hinter uns gelassen. Was haben wir bis jetzt erlebt? Alex hat’s schon ganz gut zusammengefasst: „sind die Malayen auch so laut wie die Chinesen?“ – denn dieses Land ist wirklich laut! (Kommt die Metapher gut rüber? Naja, mir egal.) Lärmende Straßen, gigantische Flughäfen, das höchste, der schnellste, die schönste. Wir haben in einem winzigen Hotelzimmer gewohnt (zwei Betten, ein Tisch, kein Schrank), bombastisches Essen vertilgt und wenn unser Tiefenrauschen der Eee-PC ist, sind G+ und S2 je ein richtiger Laptop.
Gerade habe ich wieder viel Zeit, also hier ein paar kleine Episoden (zuerst noch ohne Alex, der schnarcht im Duett mit den Triebwerken):

Es ist irgendein Tag, wer weiß wie viel Uhr, in einem Club hoch über der Stadt. Die Wände glänzen in verspiegeltem Schwarz und blitzen von Chrom, die Scheinwerfer schwenken und zucken im Takt der wummernden Bässe, ich spiele Würfel mit einer jungen Chinesin und von der Terrasse des Penthouse kann man das nächtliche Hangzhou bewundern. Der Chivaz/Green Tea fließt in Strömen, weil ich bei jedem verlorenen Wurf ein Glas exen muss. Er gießt fleißig nach, liest gehorsam die Würfel vom Boden auf und er war es, den sie zu Lei-Lei, Shang-Shang und mir an die Bar geschickt hat, um zu fragen ob ich mit ihr würfeln will. (Noch bis zum nächsten Tag werde ich deswegen mit Lei-Lei diskutieren, der fest davon überzeugt ist, dass Fiona eines dieser Mädchen ist, die in den Clubs der größeren Städte fleißig daran sind, die Seele des Landes zu verkaufen und er „auf sie aufpasst“ – ja, ich könnte das einfacher schreiben, aber muss ja nicht sein.) Ich vertraue den beiden – zu Recht wie sich später herausstellt, er ist mir sofort sympatisch und Fiona will Stewardess werden, hat gerade ihr chinesisches Abi und geht just for fun in die Clubs. Nur mit den Namen machen sie es mir nicht leicht: “Hi, my name is Fiona… “Hi, I am Jack. J a c k.” Oh Gott, das wird hart. Fiona und Shrek.

Ein paar Tage später sind wir im S2, über Beziehungen (Shrek’s Onkel arbeitet hier) bekommen wir umsonst einen Tisch, eine Flasche Black Label und Obst. Der Manager bringt mir „Seven Eight Nine“ bei – ein Trinkspiel mit Würfeln, jetzt kenne ich drei davon. Später gehen wir kurz vor die Tür, Fiona hilft übersetzen. Was ich höre, halte ich für einen Witz, aber er meint es ernst, absolut. Das S2 sucht einen „Foreign Manager“ – ob ich das nicht machen will? Fuck, leck mich fett, wär das krass. Ich sehe mich schon jeden Abend die Gäste begrüßen mir Lob und Kritik anzuhören und smalltalken, in perfektem Chinesisch, Englisch, Französisch und Deutsch. Nur um Spanisch zu lernen habe ich einfach keine Zeit, weil ich aus geschäftlichen Gründen an meinem Golf-Handicap arbeiten muss: „Je schöner das Spiel, desto besser der Deal“, sag’ ich immer. Nein, ich kann nicht, absolut schade, bin nur auf der Durchreise hier, aber klar, wenn ich hier leben würde hätte ich natürlich Interesse. Ok, ich melde mich, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Insyaallah.
Langsam gewöhnt man sich daran, coole Jobangebote ablehnen zu müssen. Ein paar Tage vorher, nach einer anstrengenden Suche nach einem Elektronikgeschäft (6 Stunden zu Fuß bei 30 Grad, meine Flip-Flops sind geschmolzen, und im Ende fand ich nur die jetzige Steinwüste wo das letzte Geschäft meiner Liste einst stand) musste ich schon einmal ablehnen – meinem Visum sei Dank. Zwei Angestellte beim staatlichen Fernsehen, ein Chinese und ein Expat-Amerikaner, suchten Schauspieler für irgendeine Produktion, nur für einen Tag. “It isn’t for free, of course, you’re gonna get paid for it”. Doch im Endeffekt konnten sie mir nur den Cappuccino bezahlen – das Touristenvisum beinhaltet keinerlei Arbeitserlaubnis. Dieses verdammte Scheiß-Visum.


*dieser Artikel ist auf dem Flug von Hangzhou nach KL entstanden, also vor Alex' Abbruch
Lei Lei (Gast) - 18. Sep, 01:42

Da muss ich sagen, dass ich doch sehr angeheitert war als ich das mit dir diskutiert habe. Also, nicht zu ernst nehmen :)

alextill - 23. Sep, 15:04

du hast am naechsten tag noch drauf bestanden!

Die Typen:

Till, 19, Asienfan. Hat noch keinen Führerschein. Alex, 20, Autofan. War noch nie in Asien.

Der Plan:

"Sag mal... wann machst du eigentlich mal den Führerschein?" "Läuft. Ich wollte erstmal wieder zu meiner Gastfamilie" "Achso. Ich wollte dieses Jahr auch nach Asien fahren, lass da zusammen hin. So 'ne Rundreise." "Ja, ok... und wohin so?" "Keine Ahnung.. Irgendwie Malaysia, China, oder Singapur..."

Die Route:

Bonn - Düsseldorf - Schanghai - Hangzhou - Kuala Lumpur - Singapur - Kuching - Kuala Lumpur - Schanghai - Peking - Düsseldorf - Bonn. 27.440 km.

Nur noch


;
...in Asien.

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die links geht schon...
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Hubertus (Gast) - 23. Sep, 16:27
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geil geil geil! schön zu hören das die reise ein voller...
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alextill - 23. Sep, 15:04
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